Standrohrwechsel an USD-Gabel

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Gelöschtes Mitglied 1545

Guest
Da es doch hier einige gibt die gerne Radial-Bremssättel montieren würden hier eine Anleitung zum Wechsel der Standrohre welche auch den Tausch der Gabelfüße ermöglicht. Wichtig ist für die Kompatibilität das der Gabelhersteller und der Standrohr-Durchmesser identisch ist - weiterhin können Anpassungsarbeiten oder weitere Teile (Kotflügel, Distanzen,Achse...) nötig sein, darauf kann nicht weiter eingegangen werden und Bedarf dem Selbstversuch ;)





Standrohre wechseln an USD-Gabeln
Hartnäckig hält sich noch das Gerücht, das die Standrohre an USD-Gabeln nicht zu wechseln sind und die Motorradhersteller selber bieten nur die teure Komplettvariante an. Standrohre bekommt man qualitativ meist hochwertiger wie in der Serie für fast alle Motorräder, oft auch gegen Aufpreis mit TiN oder Kohlenstoffbeschichtung, beim guten Fachhandel (ich nenne mal keine Adresse ;-) ).

Gabelfüße bekommt man häufig auf Auktionsplattformen zu günstigen Preisen in Verbindung mit Standrohren, auch wenn vielleicht das darin verbaute Standrohr krumm oder beschädigt ist, so sind die Gabelfüße meist in Ordnung – trotzdem Augen auf, schwarze Schafe gibt es leider immer.

Zum Wechsel:
Die Gabel muss hierfür zerlegt werden, das Prozedere ist das gleiche wie beim Simmeringwechsel - es gibt zwar auch noch eine Variante wo das Standrohr eingespannt und der Gabelfuß gedreht wird, diese kann und will ich aber nicht empfehlen da die Gefahr etwas zu beschädigen sehr hoch ist.
Hier wird der Wechsel an einer Showa-Gabel (Triumph Tiger 1050) gezeigt, die Gabeln sehen schon mal unterschiedlich aus und die Funktionen sind etwas anders, aber das Prozedere an sich ist bis auf eine Sache immer identisch – diese Sache ist aber sehr ärgerlich. Meist nur bei Kayaba Gabeln findet eine kleine Madenschraube auf der Innenseite des Gabelfußes Verwendung, um das Standrohr vor verdrehen im Gabelfuß zu schützen. Diese Madenschraube ist genau wie das Standrohr eingeklebt, hier hilft nur erwärmen und gut passendes Werkzeug, leider aber meist nur vorsichtig ausbohren. Wenn ihr das macht müsst ihr wirklich präzise und vorsichtig arbeiten um das Gewinde nicht zu beschädigen - oder aber ihr lasst die Madenschraube raus und macht die Öffnung >dauerhaft sicher< dicht, wirklich notwendig ist die zusätzliche Sicherung wie man an anderen Gabeln sieht nicht - wer mal probiert hat das Standrohr ohne erwärmen heraus zu schrauben wird den Sinn dieser Madenschraube wohl auch nicht verstehen. Bitte aber immer sehr sorgfältig arbeiten, auslaufendes Öl an der Stelle kann äußerst unschöne Folgen haben!!!


Als erstes muss der Gabelfuß in einem Schraubstock eingespannt und gleichmäßig auf 80-100°C erwärmt werden – tut euch einen gefallen und lasst euch Zeit. Erstens schont ihr den Lack und zweitens muss die Wärme erst mal bis an den Kleber vordringen, nur oberflächlich erwärmt bringt nichts. Wenn der Kleber kalt bleibt brecht ihr euch später entweder das Werkzeug ab, oder ihr macht das Standrohr kaputt (wenn es getauscht wird eigentlich egal, aber es muss ja nicht sein). Wenn es schwieriger wird zu drehen, einfach nochmal neu erwärmen.

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Am Ende des Standrohrs befinden sich zwei Bohrungen, um das Standrohr zu schützen wickelt ihr etwas Tape drum und steckt einen gut passenden Hebel (in dem Fall ein Schraubendreher) durch – wer noch was passendes für gegenüber hat (in dem im unteren Bild gezeigten Fall ein Feilengriff) hat schon das richtige Handwerkszeug beisammen. Es können auch Durchschläger oder sonstige Werkzeuge verwendet werden, sie müssen nur gut passen – umso geringer ist die Gefahr die Bohrungen zu beschädigen. Vorsicht auch bei Billigwerkzeug aus Bau- und Supermärkten, dieses bricht bei solchen "Zweckentfremdungen" gerne mal ab.

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Ist das Standrohr raus, gilt es das Gewinde im Gabelfuß von Kleberresten zu befreien (das im Bild gezeigte Standrohr ist schon sauber) – auch sollte der O-Ring welcher in einer Nut sitzt geprüft und auch die in der Regel im Gabelfuß befindliche Konterscheibe herausgenommen werden, hier findet sich häufig Verschleissbedingt ein dicker Haufen Öl-/Metallschmodder der sonst bei der normalen Gabelwartung nicht rausgespült werden kann.

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Der Zusammenbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge. Vieleicht überflüssig, aber meines Erachtens sinnvoll ist das einfetten des O-Ring´s mit Silikonfett – auf jeden Fall schadet es nicht.

Zum einkleben und gleichzeitig auch abdichten des Standrohres verwende ich großzügig auf die ersten fünf Gewindegänge aufgetragene, hochwertige Schraubensicherung „Mittelfest“. Achtet unbedingt darauf das die Gewinde absolut sauber und öl-/fettfrei sind (auch bei neuen Standrohren ist meist ein härtnäckiges Öl-/Wachsgemisch zur Konservierung aufgetragen). Das einschrauben geht deutlich einfacher, ein aufwärmen des Gabelfußes ist nicht mehr notwendig. Nach der Montage lasse ich die Schraubensicherung noch eine Stunde trocknen bevor die Gabel wieder mit Öl gefüllt wird.
Wie ihr seht ist der Wechsel kein Hexenwerk und sollte für Leute die einen Simmering tauschen können kein Problem darstellen. In der Werkstatt bezahlt ihr da bei Anlieferung des einzelnen Rohres schnell mal 40-60€ pro Standrohr, im Falle der oben gezeigten Showa-Gabel hätte der reine Tausch mit Werkzeug zurechtlegen und sauber machen der Einzelteile etwa 15min gedauert.

Eine Anleitung zum Wechsel der Gabelfedern und der Gabelsimmeringe an einer USD-Gabel folgt in Kürze :)
 
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