Barcelona Speer Racing 1.-3.4. 2010

rufer

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Schweiz
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GSX-R1000-K5, K6
Nein, es ist kein Aprilscherz :) Anbei mein Bericht aus dem frühlingshaften Spanien.

Vorbereitungen:
Eigentlich wollte ich an der GSX-R nur Öl- und Filterwechsel machen und wegen dem starken Chattering die Gabelfedern wechseln lassen. Die einzige Modifikation war der Gilles GP Light Lenker anstelle der für mich unmöglichen Original Stummel. Aber dann fiel mir auf, dass das Lenkkopflager nicht nur zu fest angezogen war, nein es war auch noch genau in der mitte eingelaufen. Kein Wunder hatte ich mühe damit die Linien zu treffen. Mangels zeit und Transporter wurde das Lager halt nur geputzt (u.A. von dicken Eisenspänen befreit), mit einem Scotchpad abgezogen und neu gefettet wieder eingebaut.
Ja, der Transporter. Der Vito war grad just als ich das mit dem Lenkkopflager heraus gefunden hatte wegen leckenden Einspritzdüsen in der Reparatur. Was da unter der schönen CDi Abdeckung zum vorschein kam geht unter keine Kuhhaut. Mercedes selber hatte übrigens keine Lösung parat, die wollten mir doch tatsächlich einen neuen Zylinderkopf verkaufen. Ich bin über deutsche Motorenbaukunst höchst erschüttert!!

Anreise
Ruedi war so nett und nahm mich und die GSX-R im grossen Wohnmobil respektive Anhänger mit. Wir sind bereits am Dienstag abend abgefahren und haben unterwegs übernachtet. Nach ziemlich genau 1000km waren wir schlussendlich am 31.3. um ca 17:00 in Barcelona und haben uns auf einem freien Platz im Paddock eingerichtet. Also Bierchen aufgemacht, Anhänger ausgeladen, Zelt aufgestellt, Grill angeworfen, das Administrative erledigt etc. Eingeteilt bin ich in der Gruppe rot "sehr schnell, 1.59 bis 2.03". Letzteres formuliert mein Ziel, Rundenzeit unter 2 Minuten.
Als wir beim 2. Bierchen vor dem Wohnmobil sassen, kamen zwei Typen mit einem Previa angefahren und begannen nicht weit von uns auszuladen. Ruedi sagt "Du glaubst auch nicht dass die zwei Motorräder da drin haben, oder?" Es war aber tatsächlich so, zwei Motorräder und ein Haufen Gerümpel wie Montageständer, Kombi, etc in einem Previa; die sind die 1000km sicher mit den Sitzen am vordersten Anschlag gefahren :hehehehehe:
In der Nacht hatte ich im bequemen Wohnmobil ganz entfernt etwas von ratternden Zweitaktern geträumt. Die Kollegen in den Boxen bestätigten dann am nächsten morgen, dass eins der spanischen 125er Rennteams um 1 Uhr noch den Motor abgestimmt hat :devilish:

Donnerstag 1.4.
Heute stehen 6 Sessions à 20min auf dem Programm, es geht erstmal um nichts als Fahrpraxis. Der Himmel ist bedeckt, es ist mit knapp über 10 Grad recht kühl. Ich rolle in der ersten Session auf gebrauchten Dunlops los, um mich auf der Strecke wieder zu orientieren. Obwohl die letzte Runde im August 2007 zurück liegt, fand ich mich auf der Strecke gleich wieder zurecht, hat grad sofort gepasst. Die Strecke ist sehr flüssig, ein echtes Vergnügen. Mit der GSX-R zieht es einem auf Start/Ziel ganz deftig um die Ohren, ich taste mich entsprechend des viel höheren Topspeeds vorsichtig an die Bremspunkte heran.
Vor dem zweiten Turn ziehen immer dunklere Wolken auf und es beginnt just leicht zu tröpfeln. Ich rolle dennoch los. Der Speer Mitarbeiter in der Boxengasse hat kein erbarmen und schickt mich zurück ins Paddock, ich hatte mich aus versehen bei der gelben Gruppe angestellt ::? :lol: 20min später tröpfelt es immer noch ganz leicht, aber die Strecke ist noch trocken also wieder auf vorgeheizten Trockenreifen los. Zwei Runden geht es, dann fängt es beim einbiegen auf Start/Ziel schlagartig an zu regnen. Die Rennreifen kalten sofort ab, das Hinterrad dreht in den Kurven wo es spritzt schon durch, bevor ich überhaupt ans gasgeben denke :eek:
Den Turn vor dem Mittag lassen wir sein, es kommt schon fast wieder heller und es macht keinen Sinn Regenreifen auf zu ziehen.
Nach dem Mittag ist die Strecke als meine Gruppe dran ist wieder vollständig trocken. Also ab auf die Piste! Die GSX-R fährt nun viel Zielgenauer und viel lockerer, lässt sich ohne viel Kraft von links nach rechts umlegen und zappelt beim beschleunigen im 2. und 3. Gang wenn das Vorderrad gegen den Himmel geht auch gern mal mit dem Lenker. Ah endlich hab ich eine Lenkung die funktioniert, wunderbar! Der Bremspunkt nach Start/Ziel wandert gegen die 200er Marke, die Gänge sortieren sich und es läuft ausser am Kurvenausgang eigentlich schon nicht schlecht. Die Gabel ist jetzt viel besser, das Chattering ist erstmal weg.
Tja, aber der Kurvenausgang ist in Barcelona nun mal das allerwichtigste. Abends steht eine 2.04er Zeit auf meiner Liste :oops: Seinerzeit mit der TL war ich auf 2.03. Gesamtrang sei dank werde ich nicht aus der Gruppe geworfen. Ruedi grübelt warum er mit kürzerer Übersetzung nicht schneller als 1:55 war. Ich drehe noch den Lenker etwas mehr nach vorne, die Sitzposition war zwar bequem aber etwas mehr Last auf dem Vorderrad könnte bestimmt nicht schaden.

Freitag 2.4.
Heute ist bis Mittags noch die Qualifikation für GP und Sprintrennen, am Nachmittag finden die GP Rennen über 14 Runden statt. Die Qualifikation ist eine echte Hürde, es sind nur 44 Starter zugelassen aber es stehen mindestens doppelt so viele Tausender auf der Startliste. Und das Niveau ist hoch!
Den ersten Turn gondle ich noch mit dem alten, etwas zerfetzten D211 GP Racer Hinterreifen um die Strecke, korrigiere aber umgehend meine Zeit auf 2.03 um innerhalb der Gruppenlimiten zu bleiben.
Für den zweiten Turn kommt ein neuer GP Racer drauf, auch ein profilierter in 190/55 M (medium). Unser zweiter Qualiturn fällt allerdings wegen Öl auf der Strecke aus, also kehre ich unverrichteter Dinge ins Paddock zurück. Der Turn um 12:00 ist nun die letzte Chance für die Qualifikation. Ich spule meine 8 Runden ab wie ein Sprintrennen, am schluss schaut eine 2:00.58 heraus. Das reicht für die Qualifikation, Platz 32 in der Startaufstellung, also 8. Reihe. Phew. Mit der besseren Rundenzeit war übrigens auch wieder wenig Chattering am Vorderrad da, ein bisschen mehr Druckstufen Dämpfung an der Gabel brachte abhilfe.
Danach kochen uns Ruedi und ich ein paar Teigwaren und jeder ruht sich ein bisschen aus, schliesslich würde das GP Rennen lang werden. Rennmodus ist Vorstart in der Boxengasse, eine Aufwärmrunde und dann gleich fliegender Start, 14 Rennrunden. Mein Ziel fürs Rennen ist möglichst locker auf dem Niveau der Qualifikation durch fahren, wenns geht natürlich noch unter 2 Minuten. Die Bedingungen sind gut, über 20° und schön!
Punkt 16:00 stehen wir in der Boxengasse am Vorstart, es geht pünktlich los. Ich bin in einer recht grossen Gruppe von Fahrern, die alle 2:00 gefahren sind. Beim fliegenden Start bummelt zum glück keiner, es startet sich so fast adrenalinfrei, sehr entspannt. Vor mir ist eine BMW S1000RR die auf der geraden natürlich geht wie die sau. Ich will nichts überstürzen und überhole ihn erst nach ein oder zwei Runden, hänge mich dann an den Vordermann. Grad als ich mir überlege, wo ich ihn überholen könnte, schlüpft mir eine andere Suzuki in einer Kurvenkombination innen durch. Also hänge ich mich halt an die rot weisse Suzuki dran und muss so wohl noch den einen oder anderen überholt haben. Ende Start/Ziel ist einmal Nebelwarnung, scheint als hätte es einen Motor gelupft. Aber es steht keiner da, also nichts wie weiter. Wir fahren am einen oder anderen Zwischenfall vorbei und die Runden vergehen wie im Flug, ich kann mit dem Vordermann eigentlich locker mithalten. Auf der Bremse bewegt sich die GSX-R immer ein bisschen, manchmal geht's in den Bremszonen etwas quer, Antihopping Kupplung sei dank ist das aber harmlos. Hart am Gas dreht der GP Racer fleissig durch, irgendwie will er sich nicht so recht mit dem Asphalt vereinen. Aber wenn man die Maschine am Kurvenausgang aufrichtet macht es nichts. Als das Rennen abgewunken wird, bin ich fast etwas enttäuscht, dass es nicht noch zwei Runden länger gegangen ist. Der Typ vor mir liess nämlich deutlich nach, ich kam aber einfach noch nicht vorbei. Ich habe keine Ahnung auf welcher Position ich eingelaufen bin.
Abends an der Siegerehrung warte ich eigentlich nur auf die Zeitenblätter. Schneller wars, aber wie schnell? Ruedi wird sehr guter zweiter hinter einer rauchzeichen gebenden Kawa. In der Endabrechnung war ich erstaunlicherweise 22., ich ging eigentlich davon aus dass ich irgendwo um meinen Startplatz 32 herum war. Müssen wohl der eine oder andere ausgefallen oder nicht gestartet sein. Erfreulicher ist die Rundenzeit, 1:58.828. Ab Rennmitte war ich konstant unter zwei Minuten. OK, somit brauche ich ein neues Ziel für morgen. 1:56, das müsste eigentlich machbar sein.
Abends habe ich rasch die GSX-R durch gecheckt, weil der Ölstand jetzt lustigerweise über Max war. Gefunden hab ich nichts, der Kühlwasserstand hatte sich auch endlich eingependelt. Und so wie das Ding auf der Geraden lief, konnte auch nicht wahnsinnig viel falsch sein. Geardata rechnet vor: 282km/h bei 3% Schlupf mit 16/43 und 12750 U/min ende Start/Ziel.

Samstag 3.4.
Zwei Turns Gruppenfahren, die Sprintrennen über 8 Runden und optional freies Fahren steht heute auf dem Zeitplan.
Das Wetter am morgen sieht zuerst nicht sehr vielversprechend aus und es ist kühl, also ungefähr 12°. Deswegen rolle ich noch auf dem vom gestrigen GP Rennen schon in Mitleidenschaft gezogenen (aufgerissenen) GP Racer Hinterreifen los. Das quittiert dieser mit noch mehr aufreissen. Vorausschauend hatte ich einen guten Dunlop KR108 Slick eingepackt, in der richtigen Mischung für die kühleren Temperaturen. Dieser ist rechtzeitig für die zweite Session montiert und vorgewärmt. Ich fahre nur ein paar Runden, der Reifen passt super. Beim beschleunigen ist viel weniger Bewegung drin als mit dem (aufgerissenen) GP Racer, die Reifenwahl fürs Sprintrennen ist also klar, auch wenn die Temperatur jetzt gegen 25° steigt.
Als wir um 12:00 an den Start fürs Sprintrennen rollen (Startaufstellung gleich wie gestern, also 8. Reihe für mich), müssen wir kurz warten, dann wird informiert dass die Strecke verschmutzt ist und die Rennen verschoben werden müssen. Also retour ins Paddock und neu konzentrieren. Schliesslich werden die Rennen auf 13:15 nach die Mittagspause verschoben, weil die Ambulanz unterwegs war und eben die Strecke gereinigt werden musste. Offenbar waren sich just im letzten Turn zwei in die Quere gekommen.
Die Startaufstellung war dann nicht mehr so voll wie gestern, es fehlten diverse Leute denen z.B. der Motor geplatzt war oder die aus andern Gründen eben nicht gefahren sind. Ich reihte mich also wieder hinter der BMW ein. Diesmal hat er aber beim Start ein bisschen getrödelt und ich hängte mich gleich dran. Zu meinem Erstaunen konnte ich im Windschatten mit der viel gelobten BMW mithalten, scherte aus und überholte ihn problemlos auf der Bremse. So ging das dann rassig weiter, ich kassierte ende Start/Ziel einen nach dem anderen auf der Bremse! Obs an der nun etwas längeren Übersetzung (aufgrund des grösseren Reifens) lag oder daran dass die anderen früher bremsten, ist ja eigentlich egal, jedenfalls hat's spass gemacht. Überholt wurde ich selber nicht, es ging einfach nur super vorwärts. Etwa mitte Rennen hatte ich einen kleinen Hänger, machte einen kleinen Fehler und verlor den Anschluss an den nächsten Konkurrenten. Den Abstand konnte ich nicht mehr zu fahren, aber immerhin fuhr ich konzentriert zu ende.
An der Siegerehrung wurde Ruedi wieder als 2. aufgerufen, nur eine Haaresbreite hinter dem Sieger! Gratulation! Meinerseits schaute ein 12. Platz heraus, und eine Rundenzeit von 1:56.67. Das sind gut 3 Sekunden über der schnellsten Runde... gefahren von Ruedi . Ziel erreicht, schöne Steigerung gegenüber gestern.
Die absolute Tagesbestzeit wurde übrigens in der 600er klasse gefahren: 1:48 von einem Spanier auf einem Moto2 Prototyp.
Obwohl das Wetter super war, entschieden wir uns zusammen zu räumen. Wir waren beide zufrieden und die Luft war irgendwie draussen, das wär höchtens noch Benzinvernichtung gewesen. Stattdessen vernichteten wir alle Essensresten und machten uns so gestärkt um ca 18:00 auf die Reise. Sonntag Vormittag war ich wieder zuhause.

Fazit:
- Hat sehr viel Spass gemacht!
- Das Starterfeld bei Speer war sehr schnell, genau richtig um etwas an der Rundenzeit zu feilen
- Ich fühle mich auf der GSX-R nun wohl und das Teil geht auf der Geraden wie der Teufel!
- Ich muss den Dunlop D211 GP Racer noch in 200/55 respektive der E Mischung probieren

Ein grosses MERCI an Ruedi!

Fotos:
Paddock:
IMG_0149.jpg


Meine Maschine ist die gelbe rechts:
IMG_0153.jpg


Grüsse
Rufer
 

Toedi

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Modell: K 7 BlackBlack
Hi

Benny war doch da, warum gibts da keine gscheiten Äktschen Pics? :shock:

Photo-BK mein ich damit...

picspicspicspicspicspicspicspicspics.......... :hehehehehe:
 

rufer

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GSX-R1000-K5, K6
Jaja ich bin ja auch schon gespannt, was ich vor ort gesehen hatte war vielversprechend. Denke der Fotograf ist noch am sortieren... Speer ging ja in Barcelona vom 4.-6.4. in die zweite Runde. Also abwarten und Tee trinken ;)

Grüsse
Rufer
 

rufer

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GSX-R1000-K5, K6
So, jetzt aber mit den Bildern:
Alle Bilder (C) <a class="postlink" href="http://www.photo-bk.com" onclick="window.open(this.href);return false;">http://www.photo-bk.com</a> Schöne Bilder, werde gerne einige bestellen.

1.4.
245608.jpg
man beachte die Gabelposition, die stärkeren Federn waren nötig:
245611.jpg
245614.jpg

2.4.
245623.jpg
245626.jpg
GP Rennen?
245630.jpg

3.4. nun mit Dunlop Slick hinten anstatt D211 GP Racer Profilreifen
245640.jpg

Schön wars!

Grüsse
Rufer
 
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