Ledenon Valentinos, 25.-27.4.2014

rufer

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GSX-R1000-K5, K6
Hallo zusammen

Nach einer gefühlt seeeeehr langen Winterpause ging es ende April endlich gegen Südfrankreich. Als Einstieg in die Saison hatte ich mir die Strecke in Ledenon, Südfrankreich (Region Nimes) ausgesucht. Die Veranstaltung gehört zur Schweizer Meisterschaft und wird von Valentinos durchgeführt.

Mit der GSX-R 1000 K5 darf ich in der Open 1000 Klasse starten, welche zufälligerweise mit der Superstock 1000 Klasse zusammen fährt. Also eigentlich eine ideale Konstellation, die K5 darf sonst nicht mehr Superstock fahren wegen dem Alter aber so passt das. In der Open Klasse ist auch das Reglement offen und die Brembo Bremspumpe darf z.B. dran bleiben. Das Motorrad war im Winter übrigens neu lackiert worden, einen neuen Tank gab es auch.

Nun jetzt aber von vorne

Donnerstag 24.4.
Bis mittags gearbeitet und dann nach Ledenon gefahren. Bis zur Autobahnausfahrt geht alles sehr flüssig, nur in Remoulins stehe ich ein bisschen im Feierabend Staud. Dann der Wegweiser nach Ledenon. Zuerst geht es über sehr schlechte Strässchen durchs Kaff, zu allem übel haben sie auch noch 30er Bodenwellen eingebaut, die mangels Schilder oder Farbe aber nicht alle sichtbar sind. Einen hab ich übersehen, es war zum glück alles gut festgebunden. Der letzte Teil der Zufahrt zur Strecke ist spektakulär steil!!! Man würde sich nie ausdenken, dass da oben, wo es fast überhängend ist, noch eine Rennstrecke sein könnte.
Aber das Navi hat sich nicht getäuscht und ich komme tatsächlich zum Tor ins Paddock. Nach eingabe des Pin ging dieses auch tatsächlich auf.
Anschliessend habe ich mich in der Box Nr 15 bei Ducati Bern und "Hitsch" Monsch eingerichtet und die Anmeldung erledigt. Danach wollte ich das Motorrad starten und für die technische Abnahme aufwärmen... leider war die Batterie tot. Also Ladegerät angeschlossen, alles ausgeladen und noch die Unterverkleidung für die technische Abnahme demontiert.
Ducati Bern hatte gleich nebenan eine Box mit 10 Ducati 899/1199 Panigale für die "Ducati Riding School", wo sich Neulinge mit Instruktur und Mietmotorrad an die Rennstrecke heran tasten können. Sehr gute Initiative!
Mit beiden Helmen und dem Papierkram beladen ging es dann an die technische Abnahme. Ausser den falschen Farben der Startnummern war nichts zu bemängeln und die K5 bekam den offiziellen Segen in form einer roten Etikette des Schweizer Verbands FMS.
Anschliessend bezogen wir das Hotel im Nachbardorf. Super ausgewählt von Ducati Bern, war mehr eine Suite als ein Zimmer. Auch das Essen war vielversprechend!

Freitag 25.4.
Am morgen schüttet es wie aus Kübeln!! Wäre die Fahrerbesprechung nicht obligatorisch, ich hätt mich gleich wieder hin gelegt. Item, wir mussten dann doch zur Strecke wegen eben dieser Fahrerbesprechung. Der Rest des Morgens verbrachte ich mit warten und warmhalten. Die schwere Strecke mit Regenreifen lernen, hmmmm eher keine gute Idee.
Die Strecke kann man etwa so beschreiben: Da hat einer ein paar Kurven in einen Plastiksack gepackt, gut durch geschüttelt und dann in einem unwegsamen Gebiet ausgeleert. Heraus kam eine Berg- und Talbahn, die ursprünglich rechts herum gefahren wurde. Weil der Kurs so zu gefährlich war (zu schnell), hat man irgend einmal die Richtung umgekehrt, jetzt wird links herum gefahren. Es gibt viele unübersichtliche oder komplett blinde Kurven, die meisten Kurven machen zu. Und die Steigungen sind gewaltig!!! Man munkelt, nicht alle hätten bei der Besichtigung die Start-Ziel "Gerade" mit dem Fahrrad geschafft - schlicht zu steil. Gerade gibt es übrigens keine, auch Start-Ziel ist eigentlich eine Kurve. Dürfte also anstrengend werden!!

Für die letzten zwei Turns war die Strecke dann trocken. In diesen zwei turns galt es also, sich für die Open1000 Rennen zu qualifizieren. Allerdings war es unmöglich, in der kurzen Zeit die Strecke zu lernen, dafür ist sie viel zu schwierig. Schlechter erging es den Superstock 1000 Fahrern, die nur 2x15min Qualyfings zur Verfügung hatten. Eins komplett nass und das andere bei einsetzendem Regen, wo nur eine einzige Runde fahrbar war. Dennoch klassifizierten sich die meisten im vorderen Teil des Feldes (wobei wohl auch die wenigsten zum ersten mal hier gefahren sind!). Zeitenmässig lag ich bei 1:40.
Ich muss ehrlich sagen, die Strecke hat mir an dem Tag noch keinen Spass gemacht!
Abends gab es etwas feines zu essen im Hotel.

Samstag 26.4.
Fürs Open 1000 Rennen hatte ich mir Zeitenmässig 1:35 als Limite gesetzt. Mit 1:40 würde ich überrundet und würde nur die vordersten behindern, das wollte ich nich. Im ersten Turn vom Samstag konnte ich meine Zeit zwar verbessern, aber nur um wenig. Also entschied ich mich, das Rennen auszulassen und stattdessen das 4h Rennen als Training zu nutzen.
Fürs 4h Rennen hatten wir gestern abend in der Box das Team "Tokio" gebildet, bestehend aus den drei einzigen japanischen Motorrädern in der Box. Ich mit der K5 war als Startfahrer eingetragen (Zeit zählt für Startposition), Manuel mit einer älteren R6 sollte den 2. 30min Turn übernehmen und Adres mit einer älteren CBR1000RR den dritten. Dann wieder von vorne, bis die 4h rum sind. Als Boxentafel klebte ich mit gelbem Panzerband eine 300 auf einen Deckel einer Kunststoffbox.
Leider wurde unser Plan etwas durcheinander gebracht, weil die Maschine von Adres wegen elektrischen Problemen nicht lief. Also wurde abgemacht dass man es im Rennen noch einmal probiert und ansonsten mit der R6 halt zwei Leute fahren und man jedes 2. mal voll tankt. Vor dem Rennen gewährte ich mir noch ein Bouillon.
Punkt 14:00 öffnete die Boxengasse und ich fuhr an die Startposition im Mittelfeld. Manuel hielt mein Motorrad beim Le Mans Start. Als sich die Fahne senkte, rannte ich wie alle los, schang mich aufs Motorrad und ***klick-klick*** sie wollte nicht starten!!! Grrrrrrrr. Nach ein bisschen fluchen klaptte es dann doch und ich fuhr wohl als drittletzter weg. Dafür war die Anfangsphase des Rennens umso interessanter. Ich überholte sehr viel, auch an schwierigen Orten wie im Loch unten zur letzten Kurve. Das Vertrauen kehrte zurück und die Linien ergaben sich langsam. Dann noch ab und zu etwas den anderen abgeschaut. Erstmals machte mir die Piste spass!!! Ich war fast enttäuscht, als mir Andres nach 30min pünktlich das Boxensignal zeigte, fuhr wie abgemacht noch 1 ganze Runde und dann zurück zur Box. Ah ja, das Boxensignal durch Handzeichen quittieren ist noch schwierig in Ledenon, auf der Höhe der Boxen ist eine Kuppe, wo das Vorderrad unweigerlich gegen den Himmel geht!
Meine Einfahrt in die Boxengasse war wohl ein paar km/h zu schnell, jedenfalls wurden mir von unserem Ducati Instruktur die Ohren lang gezogen. Der Transponder wurde gewechselt und Manuel spulte sein Programm ab. Ich tankte mein Motorrad auf, trank etwas und ging an die Boxenmauer, um Manuel herein zu winken. Leider verpasste ich ihn 2x, also musste er gut 35 Min fahren.
Dann wurde der Transponder an Andres' Motorrad montiert und er fuhr raus... leider nur für 1 Runde, denn die Maschine lief nicht. Also kam er gleich wieder rein und fuhr mit Manuels R6 wieder heraus. An der Boxenmauer wurden wir anschliessend leicht nervös, als wir ihn nie vorbeifahren sahen. Tja er kam einfach nicht. Musste also gestürzt sein. Nach ein paar Minuten kam er mit lädierter R6 zurück an die Box, ich musste mich sehr eilig anziehen und weiter fahren.
Ich bereitete mich auf einen längeren Turn vor und versuchte möglichst locker zu bleiben. Das gelang nicht schlecht. Irgend einmal erkannte ich ein Boxensignal, quittierte es und kam herein. Dort wurde ich aber gleich durch gewunken, Hitsch nahm kurz vorher die R6 endgültig aus dem Rennen, weil das Geweih komplett gebrochen war, was die zwei wohl nicht gesehen hatten. Also gleich wieder raus und noch den Tank leer gefahren. Schlussendlich war es ein Turn von ungefähr 65 Minuten, dann war der Tank leer.
Andres hatte inzwischen seine Maschine repariert und ging raus. Erstmals fuhr er vernünftige Rundenzeiten, das Motorrad funktionierte also. Ich hatte mein Motorrad wieder aufgetankt (mit dem Sprit den ich noch hatte) und versuchte mich gerade ein bisschen zu erholen, als die Aufregung gross wurde, Andres war gestürzt und kam rein!!! Also wieder ich aufs Motorrad und raus! Wir waren 1:10 vor Schluss und der Tank war nicht ganz voll, das würde niemals reichen. Ich schaffte 55 Minuten, dann war der Tank tief auf Reserve und ich fuhr in die Box, um dann noch die letzte Runde für die Wertung fahren zu können.
Dort angekommen teilte mir Andres freudig mit, dass seine Maschine repariert sei und er den Schluss übernehmen könne. So fuhr er das Rennen dann noch zu Ende.
Ein richtiges Chaos Rennen also! Durch die diversen technischen Defekte und Stürze waren wir natürlich ganz weit hinten in der Wertung, aber immerhin gewertet. Ich war total etwa 2h30 Minuten auf dem Motorrad!! Beste Rundenzeit 1:33.3, was mich sehr positiv überraschte. Die Strecke war jetzt gelernt! Und wir waren nicht letzte!
Jetzt hatte ich aber ein bisschen Hunger und genoss ein schönes Menü im Hotel.

Sonntag 27.4.
Am morgen beim aufstehen war ich noch alles andere als fit, das Langstrecken Rennen war schon sehr anstrengend. Ich liess den ersten Turn aus (es war noch kalt) und fuhr nur einen kurzen Turn vor dem Rennen, inklusive Startversuch ende Boxengasse.
Fürs Open 1000 Rennen (10 Runden) kam ein neuer Dunlop KR108 9854 Hinterreifen drauf. Es war etwas kühler als gestern, da dürfte die Mischung noch besser passen als gestern. Mein Startplatz war in der 10. Reihe, Platz 29 (Zeit vom Freitag!!).
Um 12:30 ging die Boxengasse auf, danach Fahrt auf die Startaufstellung. Start in die Aufwärmrunde, retour in die Startaufstellung. Ich erwischte einen sehr guten Start und machte bestimmt 10 oder 15 Plätze gut. Das Rennen war lanciert, die erste Runde war sehr aufregend aber alles fair. Anfangs 2. Runde schoss eine ASR BMW in der ersten Kurve beinahe ins Heck einer vor mir fahrenden Maschine, das war ein heisser Moment. Ich konnte gut mithalten und studierte meine Gegner. Überholen konnte ich einzelne, andere hatten den Start verschlafen und mussten sich wieder durchs Feld nach vorne kämpfen.
Etwa mitte Rennen stürzte direkt vor mir einfahrt Karussel einer. Danach überholten mich noch 2 Fahrer im direkten Zweikampf und sprichwörtlich auf der Zielline hätte mich beinahe noch eine BMW überholt. Ich hatte um ein paar Tausendstel die Nase (den Transponder) vorn.
Ergebnis: 16. Platz total (zusammen mit Superstock 1000), 6. Platz in der Open 1000 Klasse. Beste Rundenzeit 1.32.3. Das tönt nicht schlecht, ist aber doch fast 7s von der Spitze entfernt!!!

Fazit
- sehr, sehr, sehr schwere Strecke!! Aber wenn man sie mal gelernt hat, macht es viel Spass.
- Gut in die Saison gestartet

PS: Schon mal gefragt, ob Rennstrecken fahren anstrengend ist?? Im Open 1000 Rennen trug ich einen Pulsmesser: http://www-fb.sports-tracker.com/u/mathiasrufer/workout/efikogfmt7s7eut0
Das ist also schon ziemlich anstrengend. 173 Durchschnitt während der gesamten Fahrzeit. Von Kurve 1 bis zum Zielstrich waren es immer zwischen 185 und 195 Puls!!! Das dürfte für mein Alter ziemlich am Anschlag sein!

Fotos gibt es, hab sie aber noch nicht da.

Grüsse
Rufer
 

gsxr1000k5lkm

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Wieder ein toller und spannender Bericht von dir :daumen:

Gibt es auch Fotos??
 

rufer

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Nun, die Bilder sind jetzt nicht sooo toll heraus gekommen, hatte ja noch gar keine Schräglage nach der langen Pause :)

20140426_22574.jpg

20140426_21259.jpg


Grüsse
Rufer
 

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Wie immer super Bericht Rufer !!!
 

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Ja....echt guuut !! Journalist und Rennfahrer in einem ! :wink3:
 

Deko

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Nicht schlecht die zeiten!
Die Strecke ist der Hammer! Ich war damals 2011 das letzte mal 2011 in Ledenon, und würde es wieder tun!
 

rufer

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Nun, bei den Superstock 600 waren die Rundenzeiten ca 2s langsamer als bei den Superstock 1000. Von daher ist die 1000er kein Overkill, nein :)

Grüsse
Rufer
 

rufer

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Gänge 1-5. Vmax ungefähr effektive 230km/h (GPS). Auf der "Geraden" hätte auch der vierte Gang gereicht, war aber schwer zu kontrollieren so.
Bike war mit 16/44 zu lang übersetzt, hätte ein 15er Ritzel gebraucht.

Grüsse
Rufer
 
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