Die Fragestellung von
@Ypsilon ist vollkommen berechtigt und wird mit jedem Jahr bedeutender.
Aber wir haben hier scheinbar nur Leute, die schön brav nach StVO fahren und sich keine Gedanken um ihren Führerschein machen müssen. Nur die anderen fahren schnell.
Die Wahrheit ist: Sobald man heute mit dem Motorrad los fährt wird man zum Kriminellen. Nicht etwa, weil sich unsere Fahrweise verändert hätte, sondern weil man gezielt Verkehrsregeln und Gesetze macht, um unsere Fahrweise zu kriminalisieren. Diese Entwicklung hat sich seit 2014 in vielfältiger Weise verschärft:
- 2014: Neue Punkteregeln in Flensburg, welche eine starke Verschärfung darstellen.
- Oktober 2017: Rasergesetze. Ein Gummiparagraph, der letztlich gegen jeden Verkehrsteilnehmer, der aufs Pedal tritt oder am Griff dreht, angewendet werden kann.
- 2018: Strassenverkehrsgefährdung. Wurde unauffällig 2018 hinter her geschoben, um Lücken abzudecken, die bei den Rasergesetzen vielleicht noch auftreten könnten. Ebenfalls ein Gummiparagraph, der juristischer Willkür beliebigen Raum gibt. Im Prinzip kann man jeden Unfall als Strassenverkehrsgefährdung interpretieren und dem Verursacher den Führerschein abnehmen, sowie ihn mit Gefängnis bedrohen.
Noch wurden diese Möglichkeiten nicht ausgereizt, aber der Weg dort hin steht offen.
- Seit ca. 2017 werden immer sinnfreiere Geschwindigkeitsbegrenzungen aufgestellt. Dort wo 40 Jahre 100 erlaubt waren, stehen nun 80, 70, 60, teilweise sogar 50 oder 40, im Extremfall 30. Natürlich wird dann gezielt gemessen.
Wenn da jemand heute 120 fährt, wie die 40 Jahre vorher als es niemanden kümmerte, ist er ein krimineller Raser, der mit bis zu 2 Jahren Gefängnis bedroht wird. Der Führerschein ist dabei auch ganz schnell weg, nicht nur für 4 Wochen.
- Die Geschwindigkeitsüberwachung wurde stark ausgeweitet, was in manchen Gegenden extrem intensiv umgesetzt wird.
Wir Alten, die das Arbeitsleben hinter sich haben, sind in der glücklichen Lage, dass wir auf den Führerschein nicht mehr angewiesen sind und ausserdem nur noch eine überschaubare Zeit an Leben, bzw. hinreichend fittem Leben, haben, um dem Motorradfahren zu frönen.
Ich brauchte die meiste Zeit meines Arbeitsleben den Führerschein. Ein Verlust hätte grossen finanziellen Schaden angerichtet. In dieser Situation dürften viele Jüngere und Junge heute noch sein, wobei die Wahrscheinlichkeit des Führerscheinverlustes deutlich gestiegen ist und, da bin ich mir sicher, weiter steigen wird.
Wäre ich heute noch mal 18, würde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit die Finger vom Strassenmotorradfahren lassen. Vielleicht wäre ein Fahren auf Tracks (Egal in welcher Form) dann noch eine Alternative.
Ich empfehle jungen Leuten das Strassenmotorradfahren nicht mehr. Die Wahrscheinlichkeit, dass man für seinen weiteren Lebensweg negative Effekte generiert, sehe ich als sehr hoch an.
E-Motorräder würden auf den Tracks die Lärmdiskussion beenden, zumindest weitestgehend (Der deutsche Michel ist klagewütig und findet immer noch ein Haar in der Suppe). Insofern sind sie da eine Option.
Aber auf der Strasse werden sie keine höhere Geschwindigkeiten erlaubt bekommen, auch nicht bei Geschwindigkeitsbegrenzungen, die dem Lärmschutz dienen (Angeblich), davon gehe ich aus.
Das grosse Problem bei der E-Mobilität bleibt der Strombedarf. Es ist, nach meiner Überzeugung, nicht möglich die jetzige Individualmobilität auf Basis der Verbrenner 1:1 mit E-Fahrzeugen umzusetzen. Den benötigten Strom können wir, zumindest in absehbarer Zeit, nicht in hinreichender Menge erzeugen, zumindest nicht als Öko-Strom.
Man muss die Leute in Bus und Bahn zwingen. Das wird erreicht werden, in dem man die Kosten für das private Fahrzeug weiter treibt und zusätzlich den Verkehr stark ausbremst, in dem man immer rigidere Geschwindigkeitsbegrenzungen durchsetzt, unterstützt von Gesetzen, die Verkehrsteilnehmer kriminalisieren.