Umgang mit Fast-Unfall

Ypsilon

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Yamaha MT-10 RN78 (coming 02/2024)
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schwarz
Hallo zusammen,

ich fahre jetzt seit knapp 8 Jahren (wieder) Motorrad und in all den Jahren (ca. 30tkm) hatte ich nicht eine kritische Situation. Zum einen sicherlich Glück, zum anderen aber auch weil ich mir (wie eigentlich jeder Motorradfahrer) eine Art siebten Sinn antrainiert habe. Irgendwie hat man im Gefühl, wenn gleich ein anderer Verkehrsteilnehmer einen Fehler macht, das Auto einem die Vorfahrt nimmt oder beim Kolonne-Überholen dann doch einer ausschert, ohne in den Rückspiegel zu schauen (zugegeben...die Kilometerleistung ist auch nicht so hoch). Denke, Ihr wisst was ich meine. Jedenfalls hat mich das Motorradfahren definitiv zu einem besseren Autofahrer gemacht. Die Umsichtigkeit nimmt man ja mit.

Jetzt am Wochenende war es aber so weit. Erste Saisonausfahrt auf einer relativ geraden, nicht unbekannten -aber auch nicht wo ich jede Abbiegung kenne- Straße. Unterwegs mit 100 bis 120 bei erlaubten 100. Erst haben mich zwei cruisende Chopper vorbeigewunken und dann taucht 500m vor mir ein Kleinwagen auf, welcher die Bremslichter an hat und runterbremst. Ich auch langsamer geworden und war der festen Überzeugung, dass er anhält oder langsam weiterfährt. Blinker waren keine zu sehen. Also ich links ausgeschert und als ich kurz vor seiner Höhe war, sehe ich links eine kleine Teerstraße rauskommen (hat man vorher nicht gesehen wegen Graswuchs). Meine Gedanken "Scheiße, der bremst weil er abbiegen will":oops: Ich noch reflexartig einen Schlenker nach links gemacht bevor das Auto überhaupt die Räder eingeschlagen hat und vorbeigewesen. Erst im Rückspiegel gesehen, dass er abbiegt.
Danach erstmal am nächsten Parkplatz angehalten und durchgeschnauft. Das hätte sauböse enden können.

Vor allem ärgere ich mich über meine eigene Dummheit. Das Auto hat definitiv nicht geblinkt aber das bringt auch nix wenn man über die Motorhaube segelt. Das war so eine typische Situation, die man als Motorradfahrer antizipieren muss...schon aus Selbsterhaltungstrieb. Normalerweise bremse ich bei so einer unklaren Situation erstmal selber runter.

Habe es für mich jetzt mal als krassen Warnschuss gesehen, nochmal mehr aufzupassen.

Ja sorry...musste das jetzt einfach mal mitteilen um mich zu erleichtern, mir stellen sich jetzt noch die Haare auf wenn ich daran denke.

Kann mir vorstellen, ich bin nicht der einzige hier, der so eine Erfahrung gemacht hat.

Wie geht Ihr damit um? Ich bin am nächsten Tag gleich nochmal die Strecke gefahren aber zurückdenken ist wirklich unangenehm.

MfG Y
 

Suzukischnucki

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DL 1050 XT 2022
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Schwarz ist bunt genug !
Nicht mehr drüber nachdenken,versuchen auszublenden und weiterfahren,es kostet Überwindung weiß ich auch,aber nur so geht es...ich wurde 2018 von einem Auto abgeschossen,mit schweren Verletzungen, nach der Genesung zum Händler,ein neues Moped gekauft und weitergefahren,man muss nur wollen.
Das Leben ist zu kurz um nicht Moped zu fahren... :daumen:
 
G

Gelöschtes Mitglied 19371

Guest
Ich fahre aktuell irgendwas um die 20-?? - tausend Kilometer Mopped im Jahr.

Das was du beschreibst (eine Beinahekatastrophe) passiert so oder so ähnlich mindestens 1 x monatlich.

Joar. Das is so.

🤷‍♂️

Auch mitm Auto: Immer mal wieder haarig.
Zu 95% wegen den Anderen.

Damit muss man klarkommen, oder es eben lassen.
 

Sugistef

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Katana / Yamaha R1
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Katana in schwarz, R1 in weiss-rot
Erstmal find’ ich es Klasse dass Dir nix passiert ist und dass Du selbstkritisch bist bei der Situationsanalyse.

Jetzt weisst Du genau: wenn ein anderer Verkehrsteilnehmer langsamer wird oder gar bremst - ist mit ALLEM zu rechnen!

Ich hatte mal das “Vergnügen” dass ein Auto vor mir den Rückwärtsgang eingelegt hat und ich hab’ nur blöd auf das Heck des Autos gestarrt. Konnte nix machen, da ich stehend auf zwei Meter keine Zeit und keinen Platz hatte.

Trotz Leder eine Leistenzerrung weil ich das neue Moped nicht fallen lassen wollte und eine Schwellung im Knie, weil anno 1991 die Kevlar-Gel-Protektoren so krass “in” waren…..aber nur bei Reibung und kaum bei einem Schlag geschützt haben 🙄

Für mich war wichtig dass ich ein Ersatzmotorrad bekommen habe und sofort wieder neue (positive) Situationen “erfahren” konnte. Prinzip Reitsport: runter und gleich wieder rauf.

Wichtig: JEDE Situation gibt es nur einmal. Also abhaken und weiter….Du hast alles richtig gemacht. Bis auf das Überholen, aber das ist jetzt abgespeichert.

Wir wissen ja, dass hinter jeder noch so bekannten und harmlosen Kurve etwas passieren kann. Ist leider so. Deshalb sagen sich viele: Rennstrecke!

Andererseits möchte ich die vielen tollen Momente auf Tour oder während einem Ausfärtchen oder auf dem Weg zur Arbeit nicht missen.

Wir surfen im Haifischbecken und da muss man immer voll da sein und für die anderen denken.

Ich bin 52 und rege mich jede Woche mindestens 2-3 x über mich selber auf - aber so richtig. Aber ich arbeite daran….

Gute Fahrt und Gruß mit links

Stefan
 

Löwe

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Das passiert hat man fast jede Saison mal. Aber das allerwichtigste ist das muss aus dem Kopf. Nicht drüber nachdenken und so wie immer weiter fahren. Hört sich blöd an ist aber die beste Methode ums schnell zu vergessen. Meine Meinung.
 

Fitch

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GSX-S 1000
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Ich bin bei solchen Situationen ein grosser Fan von " zur Rede " stellen.
Ändert nix daran, dass dir das wieder passiert, aber bestimmt nicht mehr mit dem selben Kfz.

Ansonsten, Krone richten und weiter machen.
 

Usher

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GSX-R1000R AM1, Ninja 650, 502 C
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Natürlich kann es auch mal vorkommen, dass man solche Fahrer gerne fragen möchte, ob ihre Eltern bereits vor der Ehe miteinander verwandt waren. Oder, dass man die Knöchelprotektoren der Handschuhe am Außenspiegel des Fahrzeugs testen will.

Wir sind keine Maschinen, sondern eben Menschen.
Ich hatte leider auch schon oft sehr knappe Situationen. Fremd- als auch eigenverschuldet.

Ich teile auch die Meinung, dass wir Motorradfahrer (in der Regel) die besseren Autofahrer sind. Ich fahre auch gerne Fahrrad und bin über jeden Autofahrer dankbar, der beim Abbiegen an einer Kreuzung wartet um mich passieren zu lassen, anstatt mich zu schneiden und umzukacheln.

Grundsätzlich ist in solch Beinahe-Momenten meine Vorfehensweise:

Atmen, aus der Situation entfernen, (als Nikotin-Abhängiger) bei Gelegenheit anhalten & eine rauchen, nochmal atmen, kurz nachdenken, wie man es beim nächsten Mal besser macht, aufsteigen, weiter fahren.
 

DarkDin

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Guten Morgen Ypsilon,

Schön, das Dir erstmal nix passiert ist! Jeder kommt in seinem Leben in solche Situationen. Als Motorradfahrer besonders häufig, so empfinde ich das zumindest. Die meisten haben es schon gesagt: nach der Situation anhalten, kurz pausieren (Rauchen), noch Mal durchatmen und wieder rauf auf den Bock.
Ich finde es wichtig, das du das Ganze noch Mal reflektierst, um eigene Fehler zu vermeiden.
Ich kann von mir behaupten, das ich auch schon Mal den Blinker vergessen, mich verschätzt und scheiße im Straßenverkehr benommen habe. - Leider. Bin aber immer froh, das bisher nichts passiert ist, danach auch echt wütend auf mich selbst und arbeite immer daran, sowas nicht nochmal passiert.
Mein Fahrlehrer hat stets gepredigt: "immer mit der Dummheit anderer rechnen" und das versuche ich, aber auch ich kann Fehler machen. Wir sind alles Menschen...
Man wird mit der Zeit, grade als Motorradfahrer, immer sensibler und wie Du schon sagst, wir entwickeln ein Gefühl für brenzlige Situationen. Das hilft mir auch als Autofahrer.
Speicher das ab, verarbeite es, aber lass Dich nicht davon beherrschen und steig wieder auf.

DLzG
 

mäc

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dem Bergischen Land
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Ich möchte mich meinen Vorrednern anschließen.... Weitermachen, aber auch nicht so als ob nichts gewesen wäre.
Gibt auch noch einen Thread...
.... wo ähnliche Situationen zum Besten gegeben werden
 

blue-fighter

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GSX-S 1000 Edition , Yamaha YZF 1000 R Big Bore 1070 ccm, Honda Hornet 600
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wenn ich die Beinahe -Situationen der 46 Jahre die ich mit Motorrad-fahre, alle aufzählen oder verarbeiten müsste, hätte ich wahrscheinlich schon nach 5 Jahren aufgehört Motorrad zu fahren. Mit dm PKW, selbst Fahrrad ist es doch genauso, wenn es gut gegangen ist ok, macht man einen Haken drann und zwei Tage später denke ich nicht mehr daran. Die Zeit die man mit Genesung und Krankenhausaufenthalt verbringt ok. die bleiben im Gedächtnis , aber sind auch kein Grund sich deswegen aus dem Straßenverkehr zurück zu ziehen, was auch garnicht ginge......
 

Ypsilon

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Yamaha MT-10 RN78 (coming 02/2024)
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Merci für die Rückmeldungen. Wie eingangs schon geschrieben, ist die Grundgesamtheit meiner gesammelten Kilometer zu gering für mehr solcher Erfahrungen (zum Glück).
Verderben lasse ich es mir jedenfalls nicht. Deshalb bin ich die Strecke am nächsten Tag auch gleich nochmal gefahren.
Nachfahren wollte ich ihm nicht. Ich sehe den Fehler zu 90% bei mir. Blinken vergisst man mal schnell. Ich hätte da wohl im Adrenalinrausch nicht zum friedlichen Miteinander zwischen Motorradfahrern und Autofahrern beitragen können...im Gegenteil :LOL:

Also Krone richten und weitermachen.

Danke!

MfG Y
 

JonDo

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GSX S1000
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Hallo zusammen,

ich fahre jetzt seit knapp 8 Jahren (wieder) Motorrad und in all den Jahren (ca. 30tkm) hatte ich nicht eine kritische Situation. Zum einen sicherlich Glück, zum anderen aber auch weil ich mir (wie eigentlich jeder Motorradfahrer) eine Art siebten Sinn antrainiert habe. Irgendwie hat man im Gefühl, wenn gleich ein anderer Verkehrsteilnehmer einen Fehler macht, das Auto einem die Vorfahrt nimmt oder beim Kolonne-Überholen dann doch einer ausschert, ohne in den Rückspiegel zu schauen (zugegeben...die Kilometerleistung ist auch nicht so hoch). Denke, Ihr wisst was ich meine. Jedenfalls hat mich das Motorradfahren definitiv zu einem besseren Autofahrer gemacht. Die Umsichtigkeit nimmt man ja mit.

Jetzt am Wochenende war es aber so weit. Erste Saisonausfahrt auf einer relativ geraden, nicht unbekannten -aber auch nicht wo ich jede Abbiegung kenne- Straße. Unterwegs mit 100 bis 120 bei erlaubten 100. Erst haben mich zwei cruisende Chopper vorbeigewunken und dann taucht 500m vor mir ein Kleinwagen auf, welcher die Bremslichter an hat und runterbremst. Ich auch langsamer geworden und war der festen Überzeugung, dass er anhält oder langsam weiterfährt. Blinker waren keine zu sehen. Also ich links ausgeschert und als ich kurz vor seiner Höhe war, sehe ich links eine kleine Teerstraße rauskommen (hat man vorher nicht gesehen wegen Graswuchs). Meine Gedanken "Scheiße, der bremst weil er abbiegen will":oops: Ich noch reflexartig einen Schlenker nach links gemacht bevor das Auto überhaupt die Räder eingeschlagen hat und vorbeigewesen. Erst im Rückspiegel gesehen, dass er abbiegt.
Danach erstmal am nächsten Parkplatz angehalten und durchgeschnauft. Das hätte sauböse enden können.

Vor allem ärgere ich mich über meine eigene Dummheit. Das Auto hat definitiv nicht geblinkt aber das bringt auch nix wenn man über die Motorhaube segelt. Das war so eine typische Situation, die man als Motorradfahrer antizipieren muss...schon aus Selbsterhaltungstrieb. Normalerweise bremse ich bei so einer unklaren Situation erstmal selber runter.

Habe es für mich jetzt mal als krassen Warnschuss gesehen, nochmal mehr aufzupassen.

Ja sorry...musste das jetzt einfach mal mitteilen um mich zu erleichtern, mir stellen sich jetzt noch die Haare auf wenn ich daran denke.

Kann mir vorstellen, ich bin nicht der einzige hier, der so eine Erfahrung gemacht hat.

Wie geht Ihr damit um? Ich bin am nächsten Tag gleich nochmal die Strecke gefahren aber zurückdenken ist wirklich unangenehm.

MfG Y
In solchen unklaren Situationen, betätige ich vor dem Überholvorgang und auch dauerhaft wärend dem Überholvorgang die Hupe.
Die Leute müssen geweckt werden.
Es gibt mittlerweile leider viele Verkehrsteilnehmer die weder Blinker noch Rückspiegel benutzen.
 

T300D

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GSX-R 1000, GSX-S 1000 F
Hallo Ypsilon,

jeder geht mit so Situationen anders um.
Die Strecke nochmal fahren und die negative Situation "überschreiben" ist sicher auch hilfreich für den Kopf.
Die Situation analysieren und überlegen, wie man in Zukunft im Vorfeld anders reagieren kann ist gut. Das erweitert den Erfahrungsschatz und den "7. Sinn"
Und manchmal muß man auch akzeptieren, daß man einfach nur Glück hatte.
Das es einfach noch gereicht hatte, ohne selbst Einfluß auf die Situation zu haben.

Letzte Woche, sonnig, trocken, kleine Landstraße, kein Wald nicht schnell - 200m vorm Ort, Straßenränder nicht gemäht, mittags-halb-zwei,
steht (wirklich) kurz vor mir ein Reh aus dem Gras auf und läuft - nicht in die Wiese, sondern - über die Straße.
Dann der Klassiker: alles läuft wie in Zeitlupe ab, man sieht das Reh, hatte am Hintern noch 3 Grashalme hängen, denkt: nicht schon wieder, hatte erst vor 2 Jahren eins, das Moped erst im März gekauft, ...

Bis ich den Finger auf der Bremse hatte, war es schon vorbei.
Hätte ich den Fuß raus gehalten, hätte ich es noch in den Arsch treten können.

Es gibt Situationen, da machst du einfach ---- nix!

Aber: Mopedfahren ist einfach ober-end-geil! :erster:
Bevor ich das lasse, muß man mich anketten. 🔗 (dicke Kette!):cool:

\\ Carsten
 
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