Die Probefahrt gestern hat in der Tat geklappt, daher nun kurz mein Fazit.
Das erste, was mir positiv auffiel, war die Verarbeitung. Bis auf das hintere Ende der Sitzbank (zu klobig, sieht ein wenig nach Billigplaste aus) wirkt die gesamte Maschine sehr wertig und gut verbarbeitet (war das rot/schwarze Modell). Und das nicht nur optisch, sondern auch bei der Benutzung. Alles ist griffig, stabil und solide.
Besonders das Cockpit mitsamt Lenker, Lenkkopf und Instrumententafel gefällt mir gut. Sehr aufgeräumt, gut ablesbar, auch in der Sonne und insgesamt einfach ein schöner Anblick.
Dann ging es auf die Reise. Anfangs in der Stadt, dann später auf die Autobahn und über die Landstrasse zurück. Das erste, was mir hier auffiel, war der Klang. Das Endrohr klingt für ein Serienteil erstaunlich gut, was aber besonders Spaß macht, ist der Motorsound. Selbst bei den kürzesten Zwischensprints fängt die Maschine beim Beschleunigen an zu fauchen, das ist eine wahre Freude.
Über die Beschleunigung selbst brauche ich wohl nicht viel sagen. Abgesehen von dem spürbaren Leistungsplateau um die 5000 Umdrehungen ist zu jedem Zeitpunkt mehr als genug Leistung vorhanden. Gerade die Überholmaneuver auf der Landstrasse sind ein Genuß und selbst im 6. Gang bei 200 km/h zieht die Maschine immernoch gut nach vorne.
Ganz ausgefahren habe ich sie, verkehrsbedingt, nicht, aber bei 245km/h hat man schon gespürt, dass es dem Ende entgegen geht. Ein anderer Probefahrer meinte, 260km/h seien drin, was ich für realistisch halte.
Allerdings erschien mir die Maschine bei den Geschwindigkeiten etwas instabil. Meine GSR750 macht bei 235km/h einen etwas besseren Eindruck, hat allerdings auch eine Scheibe dran. Eventuell lag der Unterschied also daran, dass ich als Fahrer eine größere Angriffsfläche für den Wind war. Eine Scheibe ist aber sowieso Pflicht, wenn man hin und wieder mal schnell fahren will. Ausserdem sieht die Carbon-Variante einfach super aus.
Das sonstige Fahrverhalten hingegen war hervorragend. Trotz nahezu gleicher Geometrie und gleichem Gewicht wirkt die S1000 nochmal etwas agiler als die 750er und macht in den Kurven eine Menge Spaß. Man hat sofort Vertrauen in das Vorderrad (trotz neuer Reifen) und sowohl das initiale Einlenken als auch Richtungswechsel sind kontrolliert und geschmeidig.
Die Bremsen sind ebenfalls top, wobei man schon gut zupacken muss. Bin ich aber von 750er gewohnt, insofern für mich genau richtig. Gleiches gilt für die Fahrwerkseinstellungen (soweit man das nach 30 Minuten beurteilen kann).
Die Traktionskontrolle (und das ABS) habe ich aus zeitgründen noch nicht ausführlicher getestet. Die TC war auf Stufe 3 voreingestellt und da habe ich es auch gelassen. Sie ist mir während der Fahrt zweimal aufgefallen. Das erste Mal nur kurz als Blinklicht auf der Autobahn, das zweite Mal beim Ampelstart, wo man schon recht deutlich die Regelung gespürt hat.
Ergonomisch war auch alles gut. Sitzposition und -höhe waren angenehm (bei knapp über 1.80m) und auch der Kniewinkel fühlte sich gut an. Ich würde sagen, die Maschine ist sogar etwas 'gemütlicher' als die 750er. Die einzige Kleinigkeit, die mir hier negativ aufgefallen ist, ist die Blinkerkontrolle. Die war merklich schlechter zu erreichen als auf der GSR. Ist aber vermutlich Gewöhnungssache.
Womit wir dann auch beim größten Kritikpunkt sind - die Gasannahme. Das Ganze ist schon ziemlich ruppig. Es hat sicher auch nicht geholfen, dass der Gasgriff noch eine Menge Spiel hatte, aber das sind schon ziemlich kräftige Lastwechsel. Ein bisschen was war ich schon von der 750er gewohnt, aber die 1000er geht hier nochmal einiges grober ans Werk. Kann man sich vermutlich dran gewöhnen, wird aber eine Zeit dauern.
Insgesamt hatte ich auf jeden Fall eine Menge Spaß in den 30 Minuten und meiner Meinung nach ist die S1000 ein hervorragendes Bike mit einem Schönheitsfehler, der das Gesamtbild aber nicht übermäßig trübt. Ich werde noch eine ausführlichere Probefahrt machen, aber mein Urteil wird sich dadurch vermutlich nicht mehr großartig ändern.