Da jetzt gerade die Diskussionen über Lärm, insbesondere auch durch die Masse an Motorrädern in vollem Gange sind, hier mal die aktuellen „Lärm-Empfindungen“ eines Einzelnen aus einer Kleinstadt in NRW, von einem Wochenendtag im Sommer. Er ist Anwohner und Motorradfahrer. Falls man hier dem Schreiber Sarkasmus vorwerfen möchte….geht in Ordnung.
(Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind rein zufällig)
4. Juli 2020
Liebes Tagebuch,
es ist Samstag, ca. 4 Uhr morgens, wobei der Wochentag eigentlich gar keine Rolle spielt. Die kleinen gefiederten Bewohner in den umliegenden Bäumen fangen wie jeden Morgen an lautstarke Diskussionen in ihrer Sprache zu führen, in verschieden Tonlagen und Melodien. In meiner zwangsweisen Wachphase versuche ich eine Struktur in diesen Unterhaltungen festzustellen, vergeblich. Ich stelle mir einige Fragen, unter anderem welchen Sinn dieses Tirili-Posing hat, die Balzzeit ist doch eigentlich vorbei?
Und ist es nicht von Vorteil, bei der Nahrungsbeschaffung oder Jagd auf Insekten und Würmern ruhiger zu agieren? Diese Frage konnte ich mir dann doch recht schnell, trotz Schlaftrunkenheit, selber beantworten: Würmer und Insekten haben ja gar keine Ohren!
Kurz nach fünf kommt der Zeitungsbote, deutlich ruhiger als die Wochen zuvor. Mein Glück, oder aber auch sein Pech, das er vielleicht doch mal in eine Polizeikontrolle geraten ist und er nicht mehr jedem, durch den Auspuff an seinem Golf VI, seine sportlichen Ambitionen mitteilen kann.
Zum Glück wurden meine wirren Gedankengänge, auch auf Grund des günstig stehenden Windes, um Punkt 7 Uhr unterbrochen. Das Glockengeläut unserer Stadtkirchen schafft es doch tatsächlich die Diskussionen in den Bäumen zu übertönen. Klasse so ein Service, obwohl ich schon seit Jahrzehnten keine Steuern mehr für diesen Verein zahle. Andererseits komisch, denn für viele Dinge zahle ich ja Steuern und kann den erhofften Nutzen oder Service teilweise gar nicht anwenden oder erkennen.
Okay, ich finde mich mal wieder damit ab, daß die Nacht wohl um ist. Wenigstens bereitet mir das geniale Wetter gute Laune, das unserem heutigen Plan, mit unseren Motorrädern an einer Demo in Düsseldorf teilzunehmen, in die Karten spielt.
Ich halte die Idee draußen mit frischen Brötchen zu frühstücken für gut und bereite alles vor, um im Anschluss die weiteren zwei Teilnehmer für die Demo zu wecken. Warum können die eigentlich immer noch schlafen, bei dieser Geräuschkulisse? Liegt es etwa an meinem Alter, bin ich sensibler geworden?
Geschafft, alle sitzen am Tisch. Eine Unterhaltung ist allerdings wegen dem Rasenmähereinsatz auf dem direkten Nachbargrundstück vorerst zwecklos. Freu mich schon aufs Intercom während der Fahrt nach Düsseldorf.
Es ist soweit aufsitzen und starten. Wir wollen möglichst viel Landstraße fahren, obwohl wir vormittags mit massiven Doseneinsatz, deren Inhalt zur Nahrungsbeschaffung unterwegs ist, rechnen müssen.
An einer Ampel in Wermelskirchen müssen wir stehen bleiben. Direkt neben uns auf der Linksabbiegerspur steht ein LKW eines Lebensmitteldiscounters. Die Überraschung ist groß und ich kann es kaum glauben, meine Maschine hat wohl doch eine Start-Stopp-Automatik! Als ich erkenne, daß die Balken im Infodisplay auf 1000 U/min stehen, drehe ich ungläubig am Gasgriff. Bei gut 4000 U/min verspüre ich mir bekannte Vibrationen, und ich vernehme dann doch wage den Sound meiner Maschine.
Einige Kilometer später dann vor uns, mitten auf der Landstraße ein Oldtimer-Trecker mit zwei Personen. Beide geschmückt mit Gehörschutz oder auch bekannt als Micky-Mäuse. Bestimmt tragen sie diese Teile, weil sie die lauten Motorräder während den Überholvorgängen nicht ertragen können.
In Düsseldorf am Messegelände angekommen ein begeisterndes, beeindruckendes Bild. Herrlich, diese geballte Ladung von 1- ,2- ,3- und 4-Zylindersound….“Wir sind das Volk“….ach nee, das war was anderes. Erich ist ja weg und hier geht es darum den Hobbit aus Aachen, nein, nicht zu stürzen, sondern zu besänftigen.
Die Pausenfüllermusik und der Sound der immer noch ankommenden Maschinen wird immer wieder durch ein paar startende Flieger vom Düsseldorfer Flughafen übertönt. Das wird uns dann doch zu laut und wir machen uns auf den Heimweg.
Das Thema Motorrad nimmt dann nach gut 5 Stunden ein Ende. Zu Hause angekommen beschließen ich und meine Frau den Rest des Spätnachmittags auf unserer kleinen Terrasse zu chillen. Die Idee von meiner Partnerin zu Beginn der Chillout-Phase einen selbstgemachten Eis-Kaffee zu schlürfen ist einfach genial. Also kurz umziehen und danach ab in die Küche um das Kaltgetränk in Empfang zu nehmen. Aber das, was ich bei Ankunft in der Küche hören muß und nicht direkt zuordnen kann, lässt mich in eine kurze Schockstarre geraten. Wer hätte erwartet, das Eiswürfel in einem Thermomix ähnlich klingen wie das Triebwerk einer startenden Saturn V Rakete. Das hätte man vorher wissen müssen, dann wäre ich bestimmt in einem Katalog für Industrie-Warnschilder fündig geworden, und hätte im Mai ein tolles Geburtstagsgeschenk für meine Frau gehabt, direkt für den Küchen-Eingangsbereich. Ohne diese Warnschilder für solche Lärmbereiche wäre meine Firma vom Gewerbeaufsichtsamt der Bezirksregierung Köln zumindest verwarnt worden.
Mit dem Chillen klappt das leider nicht so ganz, ab Juli ist der Zeitpunkt gekommen um die Hecken zu schneiden. Und wir haben viele Hecken in der Nachbarschaft, verpflichtend als ökologischen Wertausgleich für den Acker auf dem hier alle gebaut haben. Mach ich halt das Beste draus und lege mich mit meinem Smartphone und Kopfhörern in die Waagerechte. Hätte nie erwartet das ich bei den guten alten Stücken von AC/DC bis ZZ Top einschlafen kann. Das es so ist, stelle ich aber erst fest, als mich meine Partnerin anstupst um mir etwas mitzuteilen. Ihre Lippen bewegen sich, ich kann sie aber nicht verstehen. Ich nehme die Kopfhörer aus den Ohren, komisch ihre Lippen bewegen sich immer noch, aber ich verstehe kein Wort. Plötzlich begreif ich es! Unser Nachbar von schräg gegenüber, der Jupp (Name geändert) war scheinbar doch noch erfolgreich und konnte kurzfristig eine Rüttelplatte ergattern, um die Arbeit am frisch gepflasterten Hof, nach dem Splitt Einkehren, zu vollenden.
Es ist spät geworden, es war ein schöner Tag. Noch fahren im regelmäßigen Wechsel gut gelaunte Besucher der naheliegenden Talsperre vorbei und lassen mich bei heruntergelassen Fenstern an ihrem Musikgeschmack teilhaben. Dabei wechseln sie sich mit Wendler-Fischer-Sound-Cabrios, Motorräder und auch Trecker ab, die Heuballen auf den benachbarten Bauernhof bringen.
Bis auf ganz wenige Ausnahmen, weil die Kameraden in ihren Eurofightern wohl ohne db-Eater fliegen, ist es dieses Jahr am Himmel insgesamt ruhiger. Die wenigen Flugzeuge ziehen schnell vorbei nach Köln oder Düsseldorf, brauchen schon länger keine Warteschleifen mehr über unseren Ort ziehen. Bestimmt würden sich deshalb einige Nachbarn bei dem Virus gerne persönlich bedanken, aber nur dafür!
Meinen Ohren geht es gut, meine Nerven liegen nicht blank. Freue mich aufs Bett. Gesagt getan, ich schlafe zufrieden ein…
….ich werde noch einmal kurz geweckt, von dem Milchwagen der nachts im Sommer alle zwei Tage zu dem benachbarten Bauernhof fährt. Aber das zählt jetzt nicht mehr, es ist halb zwei nach Mitternacht und somit ja schon Sonntag. Ja, endlich Sonntag… Dank der kirchlichen Zurückhaltung an diesem heiligen Tag werde ich wohl erst gegen acht aufstehen…
(Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind rein zufällig)
4. Juli 2020
Liebes Tagebuch,
es ist Samstag, ca. 4 Uhr morgens, wobei der Wochentag eigentlich gar keine Rolle spielt. Die kleinen gefiederten Bewohner in den umliegenden Bäumen fangen wie jeden Morgen an lautstarke Diskussionen in ihrer Sprache zu führen, in verschieden Tonlagen und Melodien. In meiner zwangsweisen Wachphase versuche ich eine Struktur in diesen Unterhaltungen festzustellen, vergeblich. Ich stelle mir einige Fragen, unter anderem welchen Sinn dieses Tirili-Posing hat, die Balzzeit ist doch eigentlich vorbei?
Und ist es nicht von Vorteil, bei der Nahrungsbeschaffung oder Jagd auf Insekten und Würmern ruhiger zu agieren? Diese Frage konnte ich mir dann doch recht schnell, trotz Schlaftrunkenheit, selber beantworten: Würmer und Insekten haben ja gar keine Ohren!
Kurz nach fünf kommt der Zeitungsbote, deutlich ruhiger als die Wochen zuvor. Mein Glück, oder aber auch sein Pech, das er vielleicht doch mal in eine Polizeikontrolle geraten ist und er nicht mehr jedem, durch den Auspuff an seinem Golf VI, seine sportlichen Ambitionen mitteilen kann.
Zum Glück wurden meine wirren Gedankengänge, auch auf Grund des günstig stehenden Windes, um Punkt 7 Uhr unterbrochen. Das Glockengeläut unserer Stadtkirchen schafft es doch tatsächlich die Diskussionen in den Bäumen zu übertönen. Klasse so ein Service, obwohl ich schon seit Jahrzehnten keine Steuern mehr für diesen Verein zahle. Andererseits komisch, denn für viele Dinge zahle ich ja Steuern und kann den erhofften Nutzen oder Service teilweise gar nicht anwenden oder erkennen.
Okay, ich finde mich mal wieder damit ab, daß die Nacht wohl um ist. Wenigstens bereitet mir das geniale Wetter gute Laune, das unserem heutigen Plan, mit unseren Motorrädern an einer Demo in Düsseldorf teilzunehmen, in die Karten spielt.
Ich halte die Idee draußen mit frischen Brötchen zu frühstücken für gut und bereite alles vor, um im Anschluss die weiteren zwei Teilnehmer für die Demo zu wecken. Warum können die eigentlich immer noch schlafen, bei dieser Geräuschkulisse? Liegt es etwa an meinem Alter, bin ich sensibler geworden?
Geschafft, alle sitzen am Tisch. Eine Unterhaltung ist allerdings wegen dem Rasenmähereinsatz auf dem direkten Nachbargrundstück vorerst zwecklos. Freu mich schon aufs Intercom während der Fahrt nach Düsseldorf.
Es ist soweit aufsitzen und starten. Wir wollen möglichst viel Landstraße fahren, obwohl wir vormittags mit massiven Doseneinsatz, deren Inhalt zur Nahrungsbeschaffung unterwegs ist, rechnen müssen.
An einer Ampel in Wermelskirchen müssen wir stehen bleiben. Direkt neben uns auf der Linksabbiegerspur steht ein LKW eines Lebensmitteldiscounters. Die Überraschung ist groß und ich kann es kaum glauben, meine Maschine hat wohl doch eine Start-Stopp-Automatik! Als ich erkenne, daß die Balken im Infodisplay auf 1000 U/min stehen, drehe ich ungläubig am Gasgriff. Bei gut 4000 U/min verspüre ich mir bekannte Vibrationen, und ich vernehme dann doch wage den Sound meiner Maschine.
Einige Kilometer später dann vor uns, mitten auf der Landstraße ein Oldtimer-Trecker mit zwei Personen. Beide geschmückt mit Gehörschutz oder auch bekannt als Micky-Mäuse. Bestimmt tragen sie diese Teile, weil sie die lauten Motorräder während den Überholvorgängen nicht ertragen können.
In Düsseldorf am Messegelände angekommen ein begeisterndes, beeindruckendes Bild. Herrlich, diese geballte Ladung von 1- ,2- ,3- und 4-Zylindersound….“Wir sind das Volk“….ach nee, das war was anderes. Erich ist ja weg und hier geht es darum den Hobbit aus Aachen, nein, nicht zu stürzen, sondern zu besänftigen.
Die Pausenfüllermusik und der Sound der immer noch ankommenden Maschinen wird immer wieder durch ein paar startende Flieger vom Düsseldorfer Flughafen übertönt. Das wird uns dann doch zu laut und wir machen uns auf den Heimweg.
Das Thema Motorrad nimmt dann nach gut 5 Stunden ein Ende. Zu Hause angekommen beschließen ich und meine Frau den Rest des Spätnachmittags auf unserer kleinen Terrasse zu chillen. Die Idee von meiner Partnerin zu Beginn der Chillout-Phase einen selbstgemachten Eis-Kaffee zu schlürfen ist einfach genial. Also kurz umziehen und danach ab in die Küche um das Kaltgetränk in Empfang zu nehmen. Aber das, was ich bei Ankunft in der Küche hören muß und nicht direkt zuordnen kann, lässt mich in eine kurze Schockstarre geraten. Wer hätte erwartet, das Eiswürfel in einem Thermomix ähnlich klingen wie das Triebwerk einer startenden Saturn V Rakete. Das hätte man vorher wissen müssen, dann wäre ich bestimmt in einem Katalog für Industrie-Warnschilder fündig geworden, und hätte im Mai ein tolles Geburtstagsgeschenk für meine Frau gehabt, direkt für den Küchen-Eingangsbereich. Ohne diese Warnschilder für solche Lärmbereiche wäre meine Firma vom Gewerbeaufsichtsamt der Bezirksregierung Köln zumindest verwarnt worden.
Mit dem Chillen klappt das leider nicht so ganz, ab Juli ist der Zeitpunkt gekommen um die Hecken zu schneiden. Und wir haben viele Hecken in der Nachbarschaft, verpflichtend als ökologischen Wertausgleich für den Acker auf dem hier alle gebaut haben. Mach ich halt das Beste draus und lege mich mit meinem Smartphone und Kopfhörern in die Waagerechte. Hätte nie erwartet das ich bei den guten alten Stücken von AC/DC bis ZZ Top einschlafen kann. Das es so ist, stelle ich aber erst fest, als mich meine Partnerin anstupst um mir etwas mitzuteilen. Ihre Lippen bewegen sich, ich kann sie aber nicht verstehen. Ich nehme die Kopfhörer aus den Ohren, komisch ihre Lippen bewegen sich immer noch, aber ich verstehe kein Wort. Plötzlich begreif ich es! Unser Nachbar von schräg gegenüber, der Jupp (Name geändert) war scheinbar doch noch erfolgreich und konnte kurzfristig eine Rüttelplatte ergattern, um die Arbeit am frisch gepflasterten Hof, nach dem Splitt Einkehren, zu vollenden.
Es ist spät geworden, es war ein schöner Tag. Noch fahren im regelmäßigen Wechsel gut gelaunte Besucher der naheliegenden Talsperre vorbei und lassen mich bei heruntergelassen Fenstern an ihrem Musikgeschmack teilhaben. Dabei wechseln sie sich mit Wendler-Fischer-Sound-Cabrios, Motorräder und auch Trecker ab, die Heuballen auf den benachbarten Bauernhof bringen.
Bis auf ganz wenige Ausnahmen, weil die Kameraden in ihren Eurofightern wohl ohne db-Eater fliegen, ist es dieses Jahr am Himmel insgesamt ruhiger. Die wenigen Flugzeuge ziehen schnell vorbei nach Köln oder Düsseldorf, brauchen schon länger keine Warteschleifen mehr über unseren Ort ziehen. Bestimmt würden sich deshalb einige Nachbarn bei dem Virus gerne persönlich bedanken, aber nur dafür!
Meinen Ohren geht es gut, meine Nerven liegen nicht blank. Freue mich aufs Bett. Gesagt getan, ich schlafe zufrieden ein…
….ich werde noch einmal kurz geweckt, von dem Milchwagen der nachts im Sommer alle zwei Tage zu dem benachbarten Bauernhof fährt. Aber das zählt jetzt nicht mehr, es ist halb zwei nach Mitternacht und somit ja schon Sonntag. Ja, endlich Sonntag… Dank der kirchlichen Zurückhaltung an diesem heiligen Tag werde ich wohl erst gegen acht aufstehen…