Jeder hat so seine eigene Wahrheit und die anderen haben keine Ahnung. ABS ist super, ABS ist der letzte Mist und ich kann es besser, Bevormundung,... Dabei argumentiert fast jeder in erster Linie nach seiner persönlichen Interessenlage. Objektiv ist anders. Objektiv eben. Die Kunst besteht darin, die subjektive Seite mit der objektiven zu verbinden ohne sie für dasselbe zu halten und zu verkaufen und mit dem Ergebnis anständig zu leben.
Wir müssen uns damit abfinden, dass Regelungen für die Sicherheit nicht selektiv sein können. Das ist für die Freiheitsliebenden unter uns sicher subjektiv eine Bevormundung. Objektiv kann man aber wohl kaum anzweifeln, dass Helme und Sicherheitsgurte Leben retten. Auch wenn gelegentlich ein Autofahrer ohne Gurt aus dem Fahrzeug geschleudert wird und vielleicht genau dadurch überlebt. Wer das nun als Argument gegen Sicherheitsgurte nimmt, soll gern hoffen, dass die äußerst geringe Wahrscheinlichkeit im Notfall auf seiner Seite ist. Und er sollte an die vielen Leute denken, ohne den Zwang einer strafbewehrten Regel leichtsinnig aufs Spiel setzen würden.
Auch ich fühle mich in vieler Hinsicht bevormundet und finde, dass viele Verbote für viele Leute sehr enge Grenzen setzen. Gerade Geschwindigkeitsbegrenzungen fallen oftmals darunter. Sie sind natürlich nicht für gute Fahrer wie uns gemacht. Aber man kann sie natürlich nicht selektiv für die Elite der GSX-R 1000 Fahrer aufheben. Subjektiv ärgerlich, aber objektiv irgendwie verständlich.
Schaut man sich die Aufgabenstellung in der Verkehrspolitik an, trifft man unweigerlich auf die Verkehrssicherheit. Dabei kann die Überlegung keine Rolle spielen, dass Bender & Co. Vielleicht ohne ABS in manchen Situationen, in denen der Spaß am Fahren im Vordergrund steht und die Konzentration rein auf schnelles Fahren ausgerichtet ist (oder besser: sein kann), schneller "vorwärts" oder gar zum Stehen kommen.
ABS im Auto mag den Bremsweg nicht unbedingt und nicht immer verkürzen. Aber das Auto bleibt lenkbar. Die Summe aus Vor- und Nachteilen in Multiplikation mit ihrer Relevanz in der Praxis gibt letztlich den Ausschlag. Das ist im Prinzip mit Statistik zu begründen. Wir müssen uns da nichts vormachen. In unseren Augen ist die Masse der Verkehrsteilnehmer in mindestens einer Hinsicht unfähig. Sie haben keine Ahnung, was um sie herum vor sich geht oder sie beherrsche ihr Fahrzeug nicht. Da ist es egal, ob es daran liegt, dass sie gerade Stress in der Familie haben oder ob sie es nie richtig hinkriegen. Für genau diese Leute sind die Regeln gemacht. Und wir haben ja festgestellt, dass es sich bei diesen Leuten um die Masse handelt. Nun, zu dieser Masse gehören auch Motorradfahrer. Schließlich fährt nicht jeder eine GSX-R 1000 oder ist Mitglied in diesem Forum. Die Tatsache, dass wir uns von dieser Masse abheben, stellt uns (leider
) nicht über das Gesetz.
ABS bei Motorrädern ist ebenso mit Vor- und Nachteilen behaftet wie bei Autos. Vermutlich würde die Statistik zu Gunsten des ABS ausfallen. Aus Sicht der Verkehrspolitik darf der Fahrspaß bei der Bewertung keine Rolle spielen. Leider neigen Politiker dazu, entweder keine oder faule Kompromisse zu machen. Je nachdem, was sie in ihrem persönlichen Nutzen herausschlagen können. Die Ergebnisse sind auch objektiv gesehen oftmals Müll. Subjektiv meistens sowieso.
Ich selbst könnte vielleicht mit einem ABS, möglicherweise nur am Vorderrad, leben. Für die Rennstrecke abschaltbar natürlich. Allerdings habe ich noch nie eine Vollbremsung mit einem ABS Motorrad gemacht. Daher eben nur "vielleicht". Denn ich kann nicht beurteilen, wie oft das ABS bei mir bereits angesprungen wäre und wie es sich angefühlt hätte oder was dabei herausgekommen wäre.
Gruß