bayrisch-schwäbische Sprachkultur näher gebracht.
Folge 1: Heute: jo mei
Das "jo mei" hat im bayrischen eine sehr vielseitige Bewandtnis und wird stets da eingesetzt, wo eigentlich eine sinnvolle Erwiderung oder auch einfach still sein angebracht wäre. Des weiteren zieht sich diese Wortfindung durch's ganze Leben. Anhand eines Beispiels möchte ich dies noch näher erläutern.
Das erste 'jo mei' begegnet einem direkt nach der Geburt und wird oft durch sehr ausgefallene Ergänzungen vervollständigt. "jo mei, isch dees aber a süßer Fratz, duziduzidu, bloß Hoar hot er no koine aber des werd scho no" um ergänzend hinzuzufügen, "jo mei, mer koa halt net alles haba".
So oder ähnlich spielt es sich den ersten Wochen ab um dann nahtlos in ein "jo mei, jetz isch's aber scho groß gworda des "Butzele" (männl.,weibl.,div.) welches sich bis zum ca. 25ten Lebensjahr hält und in den verschiedenen Alterstufen lediglich durch geänderte Endungen wia "dr Bua", "es Madl", ( für Div. gibt es noch keine offizielle bayrische Bezeichnung) ergänzt wird.
Danach kommt das 'jo mei' bei den seltener werdenden Begegnungen in Verbindung mit einem "Guad schaugst aus" oder ähnlichen Lügen zum Einsatz. (die sprichwörtliche bayrische Höflichkeit verbietet es, dem Gegenüber ins Gesicht zu sagen, dass man Ihn/Sie/Es, einfach nur schei... findet.) Ab dem ca. 45ten Lebensjahr, kann in Einzelfällen auch schon 15 Jahre früher sein, wird das 'jo mei' mit einem "jetz werst aber scho ganz schee grau" oder " jetz host dann scho bald gar koane Hoar mehr auf'm Kopf, aber dafür wer'n dia am Arsch mehra" und einem kräftigen "Hahaha" mit anschließdem Schulterklopfer, welcher einen aufmunternden Effekt haben soll, ergänzt.
Man kann an den klarer werdenden Endungen bereits erkennen dass das Leben langsam dem Ende zugeht und man will ja niemand mit Fragezeichen im Kopf aus dem Leben scheiden lassen.
Im zarten Rentneralter von ca. 67, sofern man es erreicht hat, verlagert sich das 'jo mei' zunehmend in die Wartezimmer der Arztpraxen und wird gespickt mit Anekdoten von geheimnisvollen Krankheiten und Beschwerden von einem "was willsch macha, mir könnens eh net ändra", belebt.
Sollte man dann irgendwann den Löffel abgegeben haben, das heißt man hat's überstanden, gibt es im Nachlauf noch ein "jo mei, ham mer heit wiedr amol a scheene Leich ghabt" und ähnliche Ausgeburten von Lobpreisungen auf 'den Verstorbenen' oder 'die Verstorbene' oder 'das Verstorbene.
In diesem Sinne, Nix für Unguad, bleibts wia's seids, es bleibt eich eh nix andres übrig.
EgonDonner.