Hallo zusammen,
am Samstag ist es passiert. Nein, keine Sorge, eigentlich ist ja gar nix passiert. Mein Fahrenskollege Bernd (Daytona 01) und ich sind spontan los und wollten ursprünglich in den Harz und bei Torfhaus etwas "Berg-rauf-und-Berg-runter" spielen. Auf dem Weg haben wir "nur mal kurz" in Oschersleben vorbei geschaut. Es lief die unter Rennstreckentermine angesprochene Sonderveranstaltung von Bike-Promotion. Die Teilnehmerzahl war eher übersichtlich. Kurzentschlossen wurde umdisponiert und ein halber Tag gebucht. Das "Erste Mal" auf der Rennstrecke.
Die Mittagspause fängt gerade an. Anschließend gibt es einen Sonderturn für Lizenzfahrer und die Gruppen A und B sind auch noch mal dran. Also fast zwei Stunden Zeit für einen kleinen Imbiss und die mentale Vorbereitung auf den ersten zwanzig Minuten Turn. Bernd mit seiner, wenn auch überschaubaren Rennstreckenerfahrung versteht nicht so recht, dass ich so ruhig bleibe. Er fragt dauernd: "Und?????"
Aber jetzt - zum ersten Mal in die Boxengasse einfahren. Einfach alles so machen, wie die Anderen. Mit uns warten u.a. Ducati 748, Honda VTR 1000 SP1, Suzuki GSX-R 750 SRAD, Suzuki SV 650, Yamaha R6, Yamaha V-Max, Bernd kennt Oschersleben von einigen Terminen. Er hat angeboten auch in der Einsteigergruppe zu starten und etwas gemäßigt vorne weg zu fahren, damit ich die Strecke kennen lernen kann.
Die Bridgestones sind nach etwa zwei Runden warm genug und die Kurvenverläufe habe ich mir auch gemerkt. Tempo langsam steigern und die Maschine immer stärker abwinkeln. Oschersleben hat ein paar schön lange und gleichmäßige Kurven. Die Strecke ist dabei herrlich breit und bietet genug Platz für eine Linienkorrektur, wenn man es nicht zu aggressiv angehen lässt. Da hat man richtig Zeit und Raum, sich auf sich selbst und die Maschine zu konzentrieren. Es gilt, diese Möglichkeit zu nutzen, das Motorrad besser kennen zu lernen. Immer mehr Schräglage, immer weiter runter von der Maschine, immer schneller durch die Kurven.
Bernd und ich sind als Letzte aus der Boxengasse ausgefahren. In der fünften Runde setzt sich Bernd ab und fährt sein eigenes Ding.
Inzwischen habe auch ich zu überholen begonnen. Die R6 wird von ihrer hübschen Fahrerin eigentlich nur "spazieren" gefahren. Die SV wehrt sich auch nicht.
Dann noch ein paar weitere Überholmanöver und plötzlich höre ich etwas Lautes von hinten. Keine Spiegel und umschauen ist nicht, weil ich gerade auf die Schikane zu fahre. Das Grollen wird lauter. Es muss ganz nah sein. Da ich ja in der Einsteigergruppe unterwegs bin, rechne ich mit der Dummheit Anderer (so wie mit meiner eigenen). In der Schikane kann es sehr eng werden. Der Donner kommt von rechts und die Schikane geht zuerst nach rechts. Wenn ich jetzt einlenke, könnte ich dem Hintermann direkt vor das Vorderrad fahren. Nur nix riskieren. Ordentlich in die Bremse, lange links bleiben - und den Einlenkpunkt verpassen. Kiesbett, ich komme! Erst mal möglichst viel Tempo abbauen. Auf der Bremse bleiben, bis der Asphalt zu Ende ist. Kurz vor dem Gras auskuppeln und die Bremse lösen. Locker bleiben. Über den kurzen Grünstreifen in den Kies. Ganz locker bleiben. Tempo ist immer noch "bußgeldtauglich" (zumindest in der Stadt). Da nichts im Weg ist, einfach laufen lassen und oben bleiben. Auf die Strecke zurück geht es geradeaus, Lenken nicht erfordrlich. Ein paar Meter vorsichtig den Dreck aus den Reifen fahren und wieder Gas geben. Der Ducatifahrer kam nach dem Turn sofort auf mich zu und hat sich entschuldigt. Das war zwar nicht nötig, denn er hat ja nichts gemacht außer mich zu einem Fehler zu verleiten, aber es war eine schöne Geste.
Immer noch im ersten Turn: TOCK! Das Knie ist am Boden. Zum rsten Mal und nur ganz kurz. Aber es ist unten und ich bleibe oben. Cool. Und dann wieder und wieder und wieder. Im dritten Turn schleift es in den meisten Kurven. In den lang gezogenen sogar seeehr laaange und das Gefühl dabei ist gar nicht mehr mulmig. Das Vertrauen wächst. Die Kneepads sehen jetzt richtig benutzt aus. Die Reifen auch. Statt einem halben Zentimeter unbenutzter Fläche (ist ja eigentlich auch schon ganz ordentlich) hat der Hinterreifen beide Flanken voller riesiger Popel. Die am Vorderreifen sind kleiner, aber auch deutlich zu sehen.
Im Zweiten Turn nehme ich in der Schikane noch einmal den Notausgang. Im dritten Turn lege ich dann noch einmal deutlich Tempo zu und ich kann eine Runde länger draußen bleiben. Die V-Max wird einmal, die SV zweimal und die R6 dreimal überrundet. Ein kleiner Hinterradrutscher beim Herausbeschleunigen aus der Zielkurve zeigt mir, wo die Grenze ist. Oops. Beim nächsten Mal mit etwas mehr Vorsicht.
Im vierten Turn haben wir dann die Maschinen getauscht. Bernd hat seiner Daytona eine kürzere Übersetzung und ein Öhlins Federbein spendiert. In der Beschleunigung auf der Rennstrecke ist die Daytona fast so gut wie die GSX-R 1000. Na ja - nicht wirklich. Aber mit der Gixxe fährst du als Rennstreckenanfänger fast immer einen Gang höher, damit es dich nicht zerreißt. Die Daytona ist einiges sanfter am Gas und handlicher als die Gixxe aber nicht so stabil (Heck höher und kein Lenkungsdämpfer). Beides hat seinen Reiz.
Ich kann Bernd nicht ganz folgen, fahre aber wohl doch ein ordentliches Tempo. Ich muss mich nicht mehr verstecken. Auch mit der Daytona ist das Knie bald dauernd am Boden. Die Pirelli Pilot Sport bekommen jetzt auch Popel und wir wundern uns, warum das nicht schon bei Bernd passiert ist. Wahrscheinlich gehe ich am Kurvenausgang früher und stärker ans Gas. Bernd macht seine Zeit auf der Bremse gut. Da bin ich noch ein kleiner Schisser. Aber das bessert sich bereits.
Fazit:
Es hat Riesenspaß gemacht und ich habe eine Menge dazu gelernt. Die Oberschenkel müssen bei dauerndem Hang-Off ganze Arbeit leisten. Beim Absteigen nach 20 Minuten sind die Beine schon ein wenig weich. Und heute habe ich einen leichten Muskelkater.
Ich hoffe, ihr hattet beim Lesen wenigstens den Bruchteil von dem Spaß, den ich auf der Piste hatte.
Gruß...
[ 07. Juli 2002: Beitrag editiert von: Bender ]</p>
am Samstag ist es passiert. Nein, keine Sorge, eigentlich ist ja gar nix passiert. Mein Fahrenskollege Bernd (Daytona 01) und ich sind spontan los und wollten ursprünglich in den Harz und bei Torfhaus etwas "Berg-rauf-und-Berg-runter" spielen. Auf dem Weg haben wir "nur mal kurz" in Oschersleben vorbei geschaut. Es lief die unter Rennstreckentermine angesprochene Sonderveranstaltung von Bike-Promotion. Die Teilnehmerzahl war eher übersichtlich. Kurzentschlossen wurde umdisponiert und ein halber Tag gebucht. Das "Erste Mal" auf der Rennstrecke.
Die Mittagspause fängt gerade an. Anschließend gibt es einen Sonderturn für Lizenzfahrer und die Gruppen A und B sind auch noch mal dran. Also fast zwei Stunden Zeit für einen kleinen Imbiss und die mentale Vorbereitung auf den ersten zwanzig Minuten Turn. Bernd mit seiner, wenn auch überschaubaren Rennstreckenerfahrung versteht nicht so recht, dass ich so ruhig bleibe. Er fragt dauernd: "Und?????"
Aber jetzt - zum ersten Mal in die Boxengasse einfahren. Einfach alles so machen, wie die Anderen. Mit uns warten u.a. Ducati 748, Honda VTR 1000 SP1, Suzuki GSX-R 750 SRAD, Suzuki SV 650, Yamaha R6, Yamaha V-Max, Bernd kennt Oschersleben von einigen Terminen. Er hat angeboten auch in der Einsteigergruppe zu starten und etwas gemäßigt vorne weg zu fahren, damit ich die Strecke kennen lernen kann.
Die Bridgestones sind nach etwa zwei Runden warm genug und die Kurvenverläufe habe ich mir auch gemerkt. Tempo langsam steigern und die Maschine immer stärker abwinkeln. Oschersleben hat ein paar schön lange und gleichmäßige Kurven. Die Strecke ist dabei herrlich breit und bietet genug Platz für eine Linienkorrektur, wenn man es nicht zu aggressiv angehen lässt. Da hat man richtig Zeit und Raum, sich auf sich selbst und die Maschine zu konzentrieren. Es gilt, diese Möglichkeit zu nutzen, das Motorrad besser kennen zu lernen. Immer mehr Schräglage, immer weiter runter von der Maschine, immer schneller durch die Kurven.
Bernd und ich sind als Letzte aus der Boxengasse ausgefahren. In der fünften Runde setzt sich Bernd ab und fährt sein eigenes Ding.
Inzwischen habe auch ich zu überholen begonnen. Die R6 wird von ihrer hübschen Fahrerin eigentlich nur "spazieren" gefahren. Die SV wehrt sich auch nicht.
Dann noch ein paar weitere Überholmanöver und plötzlich höre ich etwas Lautes von hinten. Keine Spiegel und umschauen ist nicht, weil ich gerade auf die Schikane zu fahre. Das Grollen wird lauter. Es muss ganz nah sein. Da ich ja in der Einsteigergruppe unterwegs bin, rechne ich mit der Dummheit Anderer (so wie mit meiner eigenen). In der Schikane kann es sehr eng werden. Der Donner kommt von rechts und die Schikane geht zuerst nach rechts. Wenn ich jetzt einlenke, könnte ich dem Hintermann direkt vor das Vorderrad fahren. Nur nix riskieren. Ordentlich in die Bremse, lange links bleiben - und den Einlenkpunkt verpassen. Kiesbett, ich komme! Erst mal möglichst viel Tempo abbauen. Auf der Bremse bleiben, bis der Asphalt zu Ende ist. Kurz vor dem Gras auskuppeln und die Bremse lösen. Locker bleiben. Über den kurzen Grünstreifen in den Kies. Ganz locker bleiben. Tempo ist immer noch "bußgeldtauglich" (zumindest in der Stadt). Da nichts im Weg ist, einfach laufen lassen und oben bleiben. Auf die Strecke zurück geht es geradeaus, Lenken nicht erfordrlich. Ein paar Meter vorsichtig den Dreck aus den Reifen fahren und wieder Gas geben. Der Ducatifahrer kam nach dem Turn sofort auf mich zu und hat sich entschuldigt. Das war zwar nicht nötig, denn er hat ja nichts gemacht außer mich zu einem Fehler zu verleiten, aber es war eine schöne Geste.
Immer noch im ersten Turn: TOCK! Das Knie ist am Boden. Zum rsten Mal und nur ganz kurz. Aber es ist unten und ich bleibe oben. Cool. Und dann wieder und wieder und wieder. Im dritten Turn schleift es in den meisten Kurven. In den lang gezogenen sogar seeehr laaange und das Gefühl dabei ist gar nicht mehr mulmig. Das Vertrauen wächst. Die Kneepads sehen jetzt richtig benutzt aus. Die Reifen auch. Statt einem halben Zentimeter unbenutzter Fläche (ist ja eigentlich auch schon ganz ordentlich) hat der Hinterreifen beide Flanken voller riesiger Popel. Die am Vorderreifen sind kleiner, aber auch deutlich zu sehen.
Im Zweiten Turn nehme ich in der Schikane noch einmal den Notausgang. Im dritten Turn lege ich dann noch einmal deutlich Tempo zu und ich kann eine Runde länger draußen bleiben. Die V-Max wird einmal, die SV zweimal und die R6 dreimal überrundet. Ein kleiner Hinterradrutscher beim Herausbeschleunigen aus der Zielkurve zeigt mir, wo die Grenze ist. Oops. Beim nächsten Mal mit etwas mehr Vorsicht.
Im vierten Turn haben wir dann die Maschinen getauscht. Bernd hat seiner Daytona eine kürzere Übersetzung und ein Öhlins Federbein spendiert. In der Beschleunigung auf der Rennstrecke ist die Daytona fast so gut wie die GSX-R 1000. Na ja - nicht wirklich. Aber mit der Gixxe fährst du als Rennstreckenanfänger fast immer einen Gang höher, damit es dich nicht zerreißt. Die Daytona ist einiges sanfter am Gas und handlicher als die Gixxe aber nicht so stabil (Heck höher und kein Lenkungsdämpfer). Beides hat seinen Reiz.
Ich kann Bernd nicht ganz folgen, fahre aber wohl doch ein ordentliches Tempo. Ich muss mich nicht mehr verstecken. Auch mit der Daytona ist das Knie bald dauernd am Boden. Die Pirelli Pilot Sport bekommen jetzt auch Popel und wir wundern uns, warum das nicht schon bei Bernd passiert ist. Wahrscheinlich gehe ich am Kurvenausgang früher und stärker ans Gas. Bernd macht seine Zeit auf der Bremse gut. Da bin ich noch ein kleiner Schisser. Aber das bessert sich bereits.
Fazit:
Es hat Riesenspaß gemacht und ich habe eine Menge dazu gelernt. Die Oberschenkel müssen bei dauerndem Hang-Off ganze Arbeit leisten. Beim Absteigen nach 20 Minuten sind die Beine schon ein wenig weich. Und heute habe ich einen leichten Muskelkater.
Ich hoffe, ihr hattet beim Lesen wenigstens den Bruchteil von dem Spaß, den ich auf der Piste hatte.
Gruß...
[ 07. Juli 2002: Beitrag editiert von: Bender ]</p>